Aufgrund entsprechender Anregungen im Netz wollte ich schon lange mal die Ostsee
Richtung Osten längsradeln, ursprünglich bis Klapeida (Memel). Da vom ursprünglichen
Königsberg, der Heimat meiner Mutter, heute Kaliningrad, aber so gut wie nichts
mehr steht, habe ich umgeplant und die Tour ab Danzig ins Landesinnere Polens
nach Warschau geplant.
Drei bis vier Jahre lang kamen dann noch andere Touren dazwischen, aber im
Sommer 2018 war es dann soweit. Es sollte endlich nach und durch Polen gehen und
es war eine interessante und schöne Reise.
Die
reine Fahrzeit für die eigentliche Tour von Anklam nach Warschau betrug 13 Tage plus
1 Tag für den
Anhang in Deutschland.
Die Gesamtstrecke für die Haupttour belief sich auf rund 1000 km.
Hinzu kamen die rund 60 km für die Stadtrundfahrt in Berlin und die Strecke in
Oberfranken.
Die angegebenen Kilometer sind Tachokilometer, also mehr als die Plankilometer
gem. Komoot. Die Tour dauerte insgesamt vom 17.08.-02.09.2017
Wer Interesse an meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach
meine Radtouren
anklicken.
I. Vorbereitungen
Die Tour habe ich wie nun
schon seit einigen Jahren - siehe meine früheren Berichte - mit dem Fahrradnaviystem von
Komoot geplant. Ich kann diese System nur immer wieder empfehlen. Es ist
prima!
Nichtsdestotrotz hatte ich wie immer für den Fall eines (Aus-)Falles meines
Smartphones auch eine Landkarte Polens im Gepäck.
Höhenmeterangaben habe ich diesmal weggelassen. Es wurde manchmal durchaus
richtig hügelig, aber von Bergen kann man in Nordpolen nun wirklich nicht
sprechen.
Die Anreise ging mit dem
Zug von Göppingen nach Anklam war etwas etwas aufwändig, da ich ab Leipzig
keinen Platz mehr in einem IC bekommen hatte und von dort an bummeln
musste, sodass ich insgesamt geschlagene 14 Stunden unterwegs war. Mit IC wären
es aber auch nur eineinhalb Stunden weniger gewesen. Immerhin hatte die Bahn
diesmal keine Verspätungen und ich erreichte trotz der häufigen Umstiege alle
Anschlusszüge.
Der gesamte Streckenverlauf
Anklam - Hel,
Danzig - Elbing,
Oberländischer Kanal - Warschau und
Kronach - Bad Staffelstein kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden.
II. Polen, Land, Leute und
Infrastruktur
Man sehe mir nach, dass meine
Vorbemerkungen und Anmerkungen hier etwas umfangreicher ausfallen. Eine Reise
durch Polen ist doch etwas anderes als durch z.B. Österreich oder Italien.
Zwischen Deutschen und Polen gab es seit den Zeiten des Deutschen Ritterordens
ständig kriegerische Auseinandersetzungen, wie eigentlich in ganz Europa auch,
die EU-Gegner vergessen das immer gern, aber der zweite Weltkrieg hat das Ganze
mit dem Vernichtungsfeldzug im Osten und der dortigen, barbarischen
Besatzungspolitik der Deutschen schon deutlich "getoppt" und für Polen hat das
Ganze mit dem Ende des zweiten Weltkriegs ja nicht aufgehört.
Auch hier hat die Zeit glücklicherweise in Verbindung mit dem nun schon zwei-
bis dreifachen Generationenwechsel viele Wunden geheilt und der Pole auf der
Straße, man sehe mir díe Verallgemeinerung nach, hat die Anti-EU- und teilweise
auch antideutsche Linie der momentanen, polnischen Regierung glücklicherweise
nicht verinnerlicht.
Man begegnete mir unvoreingenommen bis ausgesprochen freundlich. Vielleicht
hatte das auch etwas damit zu tun, dass ich mir, auch wenn das nicht zwingend
nötig gewesen wäre, ein minimales polnisches Grundvokabular an Begrüßungs- und
Höflichkeitsformeln sowie ein paar einfache Fragesätze wie z.B. "Czy sa wolne
pokoje?" (Haben Sie freie Zimmer?) zugelegt hatte. Grundsätzlich kommt man in
den Touristenregionen mit Englisch klar. Es ist mir im Inland aber an der ein
oder anderen Hotelrezeption aber auch passiert, dass die entsprechende Dame kein oder
kaum Englisch sprach.
Bemerkenswert war zunächst die absolut
frei zugängliche, schöne Ostseeküste. Wenn man z.B. an die obere, italienische Adriaküste
denkt, die fast durchgehend in der privaten Hand der jeweiligen Hotels,
Campingplätze oder der Liegestuhlmafia ist, so fällt das schon sehr auf. Polen
hat einen offenbar durchgehend freien, ca. 500 km langen Strand!
Danzig, die Marienburg und Warschau waren bzw. sind richtige Highlights. Alles
war dort ziemlich bis völlig zerstört, die Wehrmacht und die Rote Armee hatten
hier ganze Arbeit geleistet und Polen hat diese drei Orte komplett und
originalgetreu wieder aufgebaut. Da das nun auch schon einige Jahrzehnte her
ist, haben die Bauten auch schon wieder die entsprechende Patina und wirken
richtig echt obwohl, neudeutsch bzw. denglisch genau genommen "Fakes".
Etwas anders verhält es sich mit den übrigen, ehemals deutschen Städten in
diesem Gebiet, also z.B. Kołobrzeg (Kolberg),
Koszalin (Köslin) oder Słupsk
(Stolpe), um nur die größeren Orte zu nennen, die ich besucht habe. Diese Städte
sind, sorry liebe Polen, ausgesprochen trist. Eine Mischung aus wenigen,
verbliebenen deutschen Bauten, restsozialistischer Mittelaltbauten und
standardisierter Neubauten. In der Regel sind die Kirchen wohl wiederaufgebaut
worden, manchmal noch das Rathaus und das war's dann. Man kann das zwar
verstehen. Die in die ehemaligen deutschen Gebiete zwangsumgesiedelten Ostpolen
des heutigen Weißrußlands hatten damals sicher andere Sorgen und die damalige
polnische, sozialistische Regierung hatte weder das Geld noch das Interesse, die
Städte des Feindes zu restaurieren. Danzig war insoweit ein Sonderfall. Aber
diese Städte sind daher ziemlich geschichts- und gesichtslos. Hingegen wirkte
die eine oder andere, vom Krieg verschonte Kleinstadt, z. B.
Trzebiatów
(Treptow), wenn oft auch etwas
sanierungsbedürftig, dann richtig heimelig.
Die polnischen Restaurants und das
dortige Essen sowie die Konditoreien und ihre Torten sind dagegen hervorragend!
Das entsprechende "Souvenir" konnte ich daheim auf der Waage dann auch
feststellen. Die polnische Küche kann man im besten Sinne des Wortes mit
gutbürgerlich beschreiben. Dazu kommen dann noch polnische Spezialitäten wie die
Pieroggen (quasi polnische Mautäschle mit den verschiedensten Füllungen und in
Butter geschwenkt) sowie einige ebenfalls gut schmeckende, spezielle Suppen.
Abgerundet wird die Speisekarte in den Restaurants im Küstenbereich, teilweise
auch im Hinterland, dann noch mit drei bis vier Sorten Fisch.
Der polnische Zloty ist mit etwa 4:1 relativ einfach umzurechnen. Das
Preisniveau der Supermärkte, Hotels und Restaurants liegt geschätzt etwa 30
Prozent unter unserem (Achtung: Ich lebe im Großraum Stuttgart!").
Ich habe mal nachgerechnet: Im Schnitt habe ich für meine Übernachtungen, meist
mit Frühstück, € 47,00 ausgegeben,
Schwierig bzw. praktisch unmöglich war es, an günstige Privatzimmer ranzukommen.
Während ich z.B. in Kroatien die jeweiligen Touristeninformationen auch in
kleineren Orten leicht und schnell gefunden hatte, war das in den Touristenorten
an der Küste aber z.B. auch in Marienburg (Malbork) nicht möglich. Im ersten
größeren Touristenort an der Ostseeküste, in
Międzyzdroje (Misdroy) probierte ich es noch mit Klinkenputzen, gab aber nach
der vierten Absage auf und suchte und fand dann ein Hotel. Aufgrund des
niedrigeren Preisniveaus war das nicht wirklich ein Problem. Nachdem ich aber
zweimal in ausgesprochen schlichten Privatzimmern 10,00 bis 15,00 Euro bezahlt
hatte, vermute ich mal, dass ein vernünftiges Zimmer nicht mehr als ca. 25,00
Euro gekostet hätte, so ich es denn bekommen hätte.
Ein Radwegenetz, womöglich noch mit
Beschilderungen und Wegweisern von Ort zu Ort, wie von Deutschland, der Schweiz
oder Österreich gewohnt, gibt es in Polen nicht.
Es gibt auch wenig regelrechte Radwege. Es gibt auch fast keine
Fahrradtouristen. Damit beißt sich die Katze wieder mal in den Schwanz. Selbst
der R 10, also der offizielle Ostseeradweg, existiert, es sei denn ich
hätte ihn ständig verpasst, was ich mir nicht so recht vorstellen kann, als
echter Radweg nicht wirklich bzw. nur rudimentär.
Der Zustand der (Neben-)Straßen ist ein ziemliches Lotteriespiel. Es gab
einwandfreie Abschnitte aber auch - und das nicht selten - üble Schlaglochpisten
oder als Besonder-heit mitten in der freien Landschaft Pflasterstraßen, einmal
sogar ganz neu verlegt!
Die üblichen Vorurteile über Polen, man ahnt es schon, sind absoluter
Unsinn! Allerdings erkannte man polnische Radfahrer i.d.R. tagsüber am fehlenden
Fahrradhelm, nachts an der fehlenden Beleuchtung. Kein Joke! In Warschau war es
etwas besser.
Mit dem Wetter hatte ich - wieder mal - viel Glück. Bis Danzig herrschte
Hochsommer, in Danzig gab es einen Wettersturz um 10 Grad mit etwas Regen und
danach war es zwar nur noch spätsommerlich, aber trocken und zum Radeln
ausgesprochen angenehm.
So, nun aber genug der Vorbemerkungen
und Anmerkungen.
III. Die Tour
1.
Tag: Anreise nach Anklam
Mit der
Bahn ging es zunächst von Göppingen mit mehrmaligem Umsteigen nach Anklam.
Infolge rechtzeitiger Buchung der Bahnkarte bezahlte ich dafür nur €
35,00.
In Anklam suchte ich das einzige, von mir vorgebuchte Hotel, das Hotel
Pommerland (ÜF € 73,00) auf. Da es schon recht spät war, so ca. 21:30 Uhr, war
die Chance, im Ort noch etwas zu Essen zu bekommen minimal. Man hat mir dann im
Hotel aber noch eine Wurstplatte gemacht.
2.
Tag: Anklam -
Międzyzdroje (Misdroy) 76 km
Am Morgen radelte ich noch
ein wenig durch die Stadt. Ich war vor über 15 Jahren schon mal dort. Wenn man
bedenkt, dass wenige Kilometer entfernt an der Küste der Tourismus boomt, dann
ist die Stadt immer noch merkwürdig ruhig. Der Flugpionier Otto Lilienthal
stammt von dort und hat ein entsprechendes Denkmal.
Nun ging es los Richtung Usedom. Die Landschaft war topfeben und ich gelangte an
einen kleinen Seitenarm des Oderhaffs in den auch die Peene mündet (nicht zu
verwechseln mit Peenemünde, wo die Peene dann endgültig in die offene Ostsee
fließt). Mitten im Wasser steht eine merkwürdige, riesige Stahlkonstruktion. Es
handelt sich um den Mittel- und Hubteil einer ehemaligen Eisenbahnhubbrücke,
welche die deutsche Wehrmacht bei Ihrem Rückzug in die Höhe gefahren hatte und
dann die beiden Auffahrten zur Brücke gesprengt hatte. Die
relativ kurze Überfahrt nach Karnim kostete € 10,00. Ziemlich happig!
Auf
der anderen Seite erreicht man dann nach wenigen Kilometern das Städtchen
Usedom auf Usedom.
Die Altstadt mit einer schönen Kirche sowie einem Stadttor, alles wie in
Norddeutschland üblich in Ziegelbauweise, ist hübsch anzusehen, wirkt aber wie
so manche, schön sanierte Stadt der Ex-DDR
Stadttor Anklam
Hubbrücke Karnim
merkwürdig ruhig. Bis zur Ostseeküste, in diesem Fall Bansin war es
auch nicht mehr weit und dort machte ich mittags auf der Strandpromenade erst
mal Brotzeit. Man kann nun auf einem gut angelegten Radweg immer auf der
Promenade durch die weiteren Ostseebäder Heringsdorf und Ahlbeck
mit Ihren bekannten Seebrücken radeln.
Früher, also zu Kaisers Zeiten und vor
Errichtung der Eisenbahn zu den Bädern waren diese weit in die Ostsee
hineinreichenden Steege notwendig, damit das Wasser für die anlegenden Schiffe
tief genug war. Heute haben die Steege nur noch eine touristische Funktion,
sehen mit Ihren jeweiligen Bauten aber gut aus.
Der Radweg führt weiter, immer schön entlang der Küste zunächst über die deutsch-polnische Grenze bis Świnoujście (Swinemünde). Ich hatte übrigens den
Eindruck, dass selbst die Polen mit der Aussprache dieses Städtenamens so Ihre
Probleme hatten :-) .
Swinemünde liegt am seeseitigen Ende des Stettiner Haffs bzw. an der Mündung der
Oder in die Ostsee. Ich radelte zunächst bis zur Odermündung, um von dort am
Wasser entlang an einigen Festungsbauwerken aus deutscher Zeit zurück in die
Stadt zu gelangen. Eines dieser Festungsbauwerke hat wegen seiner Form den Namen
"Engelsburg".
Seebrücke Ahlbeck
Grenze
Festung "Engelsburg"
In Swinemünde ging es dann
zur Autofähre, deren Benutzung für die Bewohner Swinemündes und alle Fußgänger
und Radfahrer! kostenlos ist. Auf der anderen Seite ging es raus aus der Stadt
und dann allerdings einige Kilometer entlang einer gut befahrenen
Nationalstraße, die dankenswerter Weise einen Standstreifen hatte.
Der offizielle Radweg R 10 geht dort sicher nicht längs, aber ich folgte wie
auch sonst auf der Tour meiner eigenen Routenplanung und hatte auf der anderen
Seite allerdings auch keine Hinweisschilder auf den offiziellen R 10 mehr
gesehen. Kurz vor Międzyzdroje (Misdroy) ging es dann glücklicherweise auf eine
Nebenstraße.
Misdroy war schon vor dem Krieg nach der Anzahl der Touristen einer der
größten Badeorte der Ostsee und ist dies offenbar heutzutage auch in Polen
wieder. Dort tanzt der Touristenbär! Dies hatte zunächst zur Folge, dass ich
kein Privatzimmer auftreiben konnte, da offenbar praktisch alle belegt waren.
Zwar steht an den entsprechenden Häusern "wolne Pokoje" also "Zimmer frei".
Dummerweise handelt es sich dabei aber um feste Aufschriften, also nicht um die
von hier bekannten kleinen Schiebschildchen, die i.d.R. anzeigen, ob tatsächlich
etwas frei oder alles besetzt ist. Nach dem vierten oder fünften Versuch gab ich
es auf, zumal es Abend war und zu dämmern begann. Auch zwei Nachfragen in Hotels
führten nur zu Absagen. Zufälligerweise radelte ich am Hotel Willa 777
vorbei. Das sehr ordentliche Hotel war in booking com mit einem freien Zimmer
gemeldet. Also nix wie rein und nachgefragt. Der Rezeptionist bestätigte das
freie Zimmer, wollte oder konnte es aber nur herausgeben, wenn ich es zuvor
über booking com gebucht hatte. In Deutschland ist mir das noch nicht passiert,
aber was soll´s. Also stand ich an der Rezeption, buchte mich via booking com
ein und bekam glücklich mein Zimmer für rund € 48,00. Das Frühstück war am
nächsten Morgen extra zu bezahlen, indem man es sich am Büffet zusammenstellte
und dann zahlte.
Und dann ging es ab in das Abend- und Nachtleben Misdroys. Man kann nur sagen:
Ramba Zamba! Der eine oder andere geneigte Leser kennt vielleicht die Badeorte
an der englischen Südküste in den 70ern des vorigen Jahrhunderts aus
Schüleraustauschzeiten. So muss man sich Misdroy und andere polnische Badeorte
vorstellen!
Neben Lokalen ohne Ende gibt es eine Art Familienspielhöllen, in denen es auch
Spiele für Kinder gibt und auch die Münz-schieberspiele. Dort liegen auf einer
Ebene viele Geldmünzen, über die immer ein Schieber hinweggeht. Man muss dann
über einen steuerbaren Einwurfmechanismus eine neue Münze so einwerfen, dass sie
von dem Schieber erwischt wird und die Münzen insgesamt ein Stück weiter in
einen vorne liegenden Kanal mit Auswurf aus dem Automaten schiebt.
Das klappt natürlich meistens nicht!
Erfreulich etwa gegenüber Mallorca, Ballermann usw. war, dass einem keine
schwer Betrunkenen oder Alkolholleichen begegneten. Sehr familiär das Ganze eben.
Ich fragte mich nur, wo eigentlich die polnische Jugend Urlaub macht? Jedenfalls
verzehrte ich in einem der Restaurants mein erstes von noch mehreren Fischmenues.
Leider hatte ich an diesem Abend ziemliches Magengrimmen, welches sich am
Folgetag glücklicherweise, auch mit Hilfe einer in einer Apteka erworbenen Pille
in Luft auflöste.
Sowohl in Misdroy als auch in den anderen Badeorten ließen viele Leute kleine
Montgolfieren aufsteigen, die man dort überall kaufen konnte. Wenn Sie nicht
schon beim Aufstieg abbrannten, stiegen sie in den Nachthimmel und stürzten über
Misdroy Seebrücke
der Ostsee ab. Genaugenommen eine weitere Verschmutzung der armen Ostsee,
aber schön sah es schon aus.
Auch Misdroy hat im Übrigen eine Seebrücke.
3.
Tag: Misdroy -
Rewal 68 km
Am nächsten Tag ging es nun weiter durch den Nationalpark der Insel Wollin, also
insbesondere durch viele Laubwälder.
Der Radweg geht nicht immer direkt an der Küste entlang, ist durch die waldige
Gegend aber sehr schön.
Nach der Überquerung der Dzwina, einem Seitenarm des Stettiner Haffs, machte ich
in Dziwnów (Diewenow) erstmal ein gemütliches Badepäuschen am wie
gesagt endlosen, feinsandigen Ostseestrand. Meine aus Kinderzeiten von der
Ostsee, damals Travemünde, bekannten und gefürchteten Quallen begegneten mir im
polnischen Teil der Ostsee, bis auf ein armes, auf den Strand gespültes
Quallchen, übrigens nicht. Weiter ging es nach Dziwnówek. Dort bog ich südlich ins
Landesinnere ab, um einen kleinen Abstecher nach
Kamień Pomorsk (Kammin) zu machen. Im
Netz hatte ich gesehen, dass
das kleine Städtchen recht ansehnlich sein soll und teilweise stimmte das auch.
Schon die Lage des Städtchens an der dort seeartigen Bucht der Dzwina ist
idyllisch und es gibt auch noch das eine oder andere schöne Ziegelsteingebäude
zu sehen, so insbe-sondere den Dom, ein daneben stehendes prachtvolles
Ziegelgebäude, dessen ehemalige oder aktuelle Funktion nicht erkennbar war sowie
ein schönes Rathaus und ein altes Stadttor.
Am Abend kam ich dann in Rewal (Rehwal) an, ebenfalls einem Badeort. Die
Zimmersuche war wieder nicht ganz einfach. Im Hotel Pensionat Soleil
hatte man dann ein Zimmer für rd. € 36,00. Ich fragte ganz vorsichtig "ze
śniadaniem?" also "mit Frühstück" und die Antwort war: "Nein, das ist
Halbpension!". Da war ich dann doch baff.
Kammin Rathaus Und sowohl das Abend- als auch das Frühstücksbüffet waren hervorragend. Abends
bummelte ich noch ein wenig durch
das Örtchen und ging an den Strand, um dem Meeresrauschen zu lauschen und den
kleinen Montgolfieren beim Flug in den
Nachthimmel zuzuschauen.
4.
Tag: Rewal - Sorbinowo 85 km
Auf der Weiterfahrt kam ich erstmals an einem der schönen alten Leuchttürme
vorbei, die sich zwischen Swinemünde und Danzig entlang der Ostseeküste
aufreihen und sämtlich ca. aus den 1850er Jahren stammen. In diesem Fall
handelte es sich um den Leuchtturm von Niechorze (Horst). Im Internet
habe ich von einer früheren Ostseeradtour zweier Radler-freunde gelesen. Einer
der beiden hat systematisch alle Leuchtürme abgeradelt bzw. gesammelt.
Heute
haben diese Türme keine seefahrttechnische Funktion mehr, sondern dienen
touristischen Zwecken.
Mein weiterer Weg führte
mich ein Stück ins Landesinnere nach
Trzebiatów
(Treptow). Es handelt sich um ein an der Rega gelegenes, hübsches kleineres
Städtchen mit noch viel erhaltener, alter Bausubstanz, wie z.B. der
Marienkirche, einem Marktplatz mit schönen Giebelhäusern oder dem Rathaus. Das
dort in der Nähe gelegene Schloss habe ich nicht gesehen.
Leuchtturm Niechorze
Treptow Rathaus
Treptow
Marktplatz
Treptow Marienkirche
Danach ging es zurück an die Ostseeküste, auf
die ich in Mrzeżyno (Deep) wieder traf. Nun weiter die
Küste entlang. Nach Rogowo (Roggow) erstreckt sich zum Landes-inneren hin
wieder mal ein See, diesmal der Resko Pryzmorskie
(Kamper See). Schon einige Kilometer vor
Kołobrzeg
(Kolberg) traf ich - endlich mal - wieder auf den
offiziellen
R 10 in Form eines
piekfein mit EU-Fördergeldern
ausgebauten Radwegs, der nach Kolberg
richtig luxuriös wurde, d.h. parallel, unmittelbar am Strand und
zweifarbig, d.h. grau der Fuß-gängerstreifen und rot, jeweils gepflastert, aber
mit flachen Betonver-bundsteinnen. Nach wenigen Kilometern hört dieser Luxus aber
wieder auf.
Kolberg ist eine größere Stadt und ein Ostseebad, städtebaulich aber nicht so
reizvoll. Die Stadt dürfte dennoch eine hohe Lebensqualität haben, denn welche
Stadt mit ca. 46.000 Einwohner hat schon einen am Stadtrand hinter einem
Dünenwäldchen verlaufenden, kilometerlangen, feinen Sandstrand am Meer und der,
wie schon erwähnt, durchgehend frei zugänglich ist. Das Rathaus der Stadt wurde
offenbar nach alten Plänen wieder aufgebaut, also in Ziegelbauweise.
Kolberg
Rathaus
Radweg hinter Kolberg
Weiter ging es entlang der
Küste. Auf dem Weg dahin passierte ich einen modernen "Leuchtturm" heutiger
Bauart sowie kurz darauf in Gąski wieder einen der schönen, historischen
Leuchttürme.
Nebenbei,
es war früher Abend, hielt ich nach einem Hotel Ausschau. Man durch-radelt in
dieser Gegend einige kleinere Badeortansiedlungen. Erfolgreich fündig wurde ich
erst in Sorbinowo mit dem
Hotel Dune, wie der Name schon vermuten lässt, direkt hinter der Düne
gelegen und vom Balkon aus konnte ich nachts das Meer rauschen hören. Der Preis
für ÜF war mit rd. € 70,00
etwas höher, aber dem Standard völlig angemessen. Außerdem hatte ich nun
wirklich keine Lust, am Abend noch weiter nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu
suchen.
Leuchtturm modern
5.
Tag:
Sorbinowo - Ustka 110 km
Leuchtturm Gaski
Der
folgende Tag war wieder mit einem Abstecher ins Inland verbunden. Zunächst ging
es weiter entlang der Küste bis Mielno (Großmöllen), das sehr schön
zwischen der Ostsee auf der einen Seite und dem lagunenartigen Jamunder See
liegt. An dessen Promenade habe ich zu Mittag erstmal gemütlich auf einem
Bänkchen gepicknickt.
Danach radelte ich ins Landesinnere, nämlich nach Koszalin (Köslin).
Koszalin mit rund 100.000 Einwohnern ist eine der von mir eingangs erwähnten,
größeren Städte, die weil kaum wieder-aufgebaut, touristisch nicht so sehenswert
sind.
Das Rathaus ist ein hässlicher Betonbau aus den 60ern oder 70ern des vorigen
Jahrtausends. Der Dom wurde offenbar wieder aufgebaut. Bei der Ausfahrt aus der
Stadt fand sich plötzlich ein schönes Gebäude in Ziegelbauweise, die alte und
heutige Post. Dafür hat Marschall Józef Piłsudski, polnischer Staatschef und
Diktator der Zwischenkriegszeit, ein Denkmal.
Anschließend ging es zurück zur Küste nach Darlowo (Rügenwalde, richtig,
die mit der Mühle und der Wurst!).
Als kleineres Städtchen hat es wieder viel historische Bausubstanz und außerdem
in der Hauptfußgängerzone eine hervor-ragende Konditorei bzw. Cukiernia, wovon
ich mich in einer Kaffeepause überzeugte. Ebenso gibt es dort wieder einen der
schönen, historischen Leuchttürme.
Alte Post Koszalin
Nun stellte sich die Frage, es war erst späterer Nachmittag, ob ich noch ein
wenig weiterradeln sollte. Die nächste Stadt an der Küste mit Aussicht auf eine
Übernachtungs-möglichkeit war Ustka (Stolpmünde). Es gab keinen direkten
Weg entlang der Küste, vielmehr waren rund 40 km in einem
leichten
Bogen durch das Landesinnere zu fahren. Die Gegend wurde recht menschenleer.
Immerhin gab es in einem kleinen Dorf, in Postomino, dankenswerter Weise
ein "Sklep", also ein
Geschäft bzw. einen "Tante-Emma-Laden".
Solche Lädchen fanden sich in vielen der
kleinen Dörfer auf dem flachen Land. Bei uns gibt es so etwas nicht mehr.
In
Polen existieren Sie noch, wie immer sie auch betrieben werden. Dort versorgte
ich mich mit einer kleinen Zwischen-mahlzeit und dann radelte ich hinein in die
Abenddämmerung Richtung Ustka. Totale Nebenstraße, kaum Verkehr und dann
passierte es: Das Hinterrad bekam einen Platten. Sauber! Zum Reifenwechseln wäre
es zu dunkel geworden, also: Los ging´s und Schieben! Drei, vier Autos fuhren an
mir vorbei. Ich hatte, wenn es hochkam, gerade mal einen von ca. fünf Kilometern
nach Ustka geschafft. Plötzlich hielt ein Citröen Berlingo. Prima dachte ich.
Das richtige Auto! Im Auto ein nettes polnisches Ehepaar, dem ich mit einfacher
Zeichensprache mein Problem schildern konnte. Das Problem war nur: Hinten im
Auto saß ein ausgewachsener und ziemlich unfreundlicher, deutscher Schäferhund! Also
allseitiges Bedauern. Das Auto fuhr davon und ich schob weiter. Es wurde dunkel.
Und jetzt kommt´s: Nach ca. einer Viertelstunde kam mir der Berlingo wieder
entgegen, diesmal ohne Ehefrau und Schäferhund und mein Fahrrad landete im
Kofferraum. Der Fahrer, offenbar aus Ustka, fuhr mich dorthin und vermittelte
mich dort in ein Privatzimmer. Ich konnte mich nur herzlich bedanken! Das
schlichte Zimmer sollte dann nur € 10,00 kosten. Ich habe das am nächsten Morgen
aufgerundet. Der Hausherr erklärte mir dann noch mit einer Mischung aus Polnisch
und Deutsch, dass zwecks Frühstück der Lidl vorne an der Hauptstraße um die Ecke
links sei und, ich fasste es nicht, das Fahrradgeschäft um die Ecke rechts! So
war es dann auch.
Leuchtturm Ustka
Das
Fahrradgeschäft machte erst um 10:00 Uhr auf,
also ging es erst mal zum Lidl frühstücken und dann wurde nach dem Kauf des
Ersatzschlauchs das Fahrrad repariert.
Bei dieser Gelegenheit stellte ich dann
fest, dass ich beim Austausch der Mäntel vor der Tour zwar einen Schwalbe
Marathon Plus gekauft hatte, mit dem "unplattbar" war es trotz
Sicherheitseinlage aber offenbar nichts gewesen!
Danach
folgte ein Abstecher in die Stadt und zum Strand. Dort gab es wieder einen
schönen Leuchtturm zu sehen. Eine Statue mit einer Meerjungfrau gibt´s auch.
Dort sah ich dann zum ersten Mal auch ein "Piratenschiff" an mir vorbeifahren.
Diese Nachbauten sind in Polen offenbar sehr beliebt und in jeder Hafenstadt mit
Touristen zu finden.
6.
Tag:
Ustka - Leba 90 km
Nach dem Kurztrip zum
Strand ging es dann wieder ins Landesinnere Richtung
Słupsk (Stolpe). Eigentlich war mir ja
schon aufgrund meiner touristischen Erfahrung mit den Städten Köstlin oder
Kolberg klar, dass es vermutlich auch in Stolpe nicht allzuviel Sehenswertes
geben würde. Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben und außerdem: Wenn man
schon mal in der Gegend ist! (waren ja nur ca. 25 km :-) ). Zu sehen gab
es dann ein prächtiges, sicher wieder aufge-bautes Rathaus in Ziegelbauweise,
ein Stadttor und noch das eine oder andere Einzelgebäude aber ansonsten siehe
oben. Da ich gegen Mittag in Stolpe war, nutzte ich die Gelegenheit dann zu
einer Einkehr in einem Lokal, in dem ich meine ersten Pieroggen aß, die lecker
geschmeckt haben. Pieroggen sind so eine Art Maultäschle auf polnisch mit den
verschiedensten Füllungen.
Dann ging es, durch schöne Landschaft, teilweise über Sandwegstücke zurück zur
Küste und zwar zum Badeort Leba.
Der Ort selbst liegt hinter einem Dünenwald. Im Hotel Grand Leba fand ich
für € 67,00 (ÜF) ein ausgezeichnetes Zimmer. Da es erst später Nachmittag war, reichte
es sogar noch für einen kleinen Sprung in die Ostsee. Nachts ging es dann nochmal zwecks Meererauschenromantik und Montgolfierengucken (grausames Deutsch,
ich weiß!) an den Strand und
so fand ein weiterer Radlertag sein schönes Ende.
Rathaus Slupsk
7.
Tag:
Leba - Karwia 58 km
Am nächsten Morgen ging es
weiter und es folgte eines der landschaftlich reizvollsten Abschnitte der Tour,
die zwischen den Ostseedünen einerseits und dem
Jeziero Sarbsko
(Sarbsker See) kilometerlang durch einen Nadelwald ging. Ursprünglich war dieser
See ein Teil der Ostsee, der irgendwann in grauer Vorzeit vollständig vom Meer
abgetrennt wurde. Wie sich aufgrund eines Zeichens an einem der Bäume
herausstellte, fuhr ich zufällig auf dem ehemaligen R 10. Der offizielle R 10
geht heute wohl im Landesinneren südlich des Sees lang und kann gar nicht so
idyllisch sein wie meine Strecke, die immer wieder Ausblicke auf den glitzernden
See freigab. Der Preis, den ich gerne zahlte, war das eine oder andere Stück
Dünensandstrecke. Diese kurzen Abschnitte hielten sich aber in Grenzen.
Unterwegs begegnete mir ein deutsche Radlerpaar, das einen Tages-auflug unternahm und
mit dem ich einen Plausch machte. Ein polnischer Ranger auf einem Quad kam mir
dann auch mal entgegen.
Nach
dem See ging es weiter idyllisch durch den Wald, i.d.R. auf gut befestigten
Waldwegen. Man fährt dann etwas von der Küste weg und passiert den nächsten,
schönen See, nämlich den
Jeziero Zarnowiecke (Zarnowitzer See).
Durch den See fließt der Fluss
Piaśnica in die Ost-see.
Am Seeufer steht eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass hier einmal nach dem
Versailler Vertrag ab 1920 die deutsch-polnische Grenze war, bzw. an dieser Stelle
der Beginn des sogenannten Korridors, also des Zugangs Zwischenkriegspolens zur
Ostsee lag.
Danach ging es in einem Bogen zurück an die Küste in den Badeort Karwia,
einen etwas kleineren Ort. Im dortigen Hotel Willa Zlotka fand sich dann
ein Zimmer für rd. € 40,00 (ÜF). Das Steak am Abend im Hotelrestaurant war
einwandfrei!
Sarbsker See
Radweg R 10 alt
8.
Tag: Karwia - Hel - Danzig
69 km
Am nächsten
Tag ging es auf die Halbinsel Hel, deren Spitze Danzig, genauer Gdynia
gegenüberliegt. Die Halbinsel trennt die Danziger Bucht von der Ostsee, ist
ca. 34 km lang und ist, wenn man mal richtig auf ihr drauf ist, meist nur noch nur noch
200 bis 300 m breit.
Die Wassertiefe der Seite zur Danziger Bucht hin ist offenbar, jedenfalls in
Strandnähe nicht sehr tief. Es wehte ein ständiger Wind und man konnte viele
Drachensurfer und Windsurfer mit ihren bunten Segeln bewundern. Insbesondere
erstere legten atemberaubende Manöver hin. Fiel
einer mal ins Wasser, war das kein Problem. Er stand maximal knietief im Wasser,
stieg wieder aufs Board und weiter ging´s. Außerdem sah das Ganze vor dem
strahlend blauen Himmel sehr farbenfroh aus. In Jastamia gab es
in
einem Imbiss an der Straße dann nochmal geräucherten Fisch. Ab Beginn des
Halbinsel Hel gab es übrigens auch mal wieder einen Radweg. In Jurata
machte ich ein vorletztes Badepäuschen in der Ostsee, bei dem dann auch diverse Strand-
und Badefotos gemacht wurden. Stelle ich nicht ins Netz :-) .
Seltsamerweise war die Ostsee an dieser Stelle recht kühl. Im Ort Hel
selbst angekommen suchte ich zunächst das Fährbüro im Hafen auf. Es stellte sich
heraus, dass es zwar Verbindungen rüber zum Festland gab, diese aber nur ca. alle
ein bis zwei Stunden bedient wurden.
So buchte ich die nächstmögliche Fähre nach Soppot, dem vor Danzig
gelegenen Badeort, und hatte dann noch Zeit für eine Einkehr beim Konditor und
eine nun allerletzte Badepause, diesmal auf der Binnenseite.
Am frühen Abend ging es rauf auf die Fähre und
rüber auf´s Festland nach Soppot. Unterweg begegnete uns ein gerade
aufgetauchtes UBoot. Ab Soppot ging es auf der Strandpromenade weiter nach Danzig.
Auf dem gut ausgebauten Radweg herrschte massiver Radlerverkehr. Die Nähe der Großstadt
Danzig machte sich bemerkbar.
In der Abenddämmerung rollte ich in die Altstadt und machte mich auf die
Hotelsuche. Ich kassierte bestimmt vier Absagen. Danzig ist - nicht zu Unrecht -
eine Touristenhochburg. Schießlich fand ich mitten im Zentrum der Altstadt im
Hampton by Hilton eine höchst komfortable, aber auch etwas kostspieligere
Bleibe für € 110,00 pro Nacht (ÜF) und buchte zwei Über-nachtungen. Man gönnt
sich ja sonst nix und nicht zu vergessen: Das letzte Hemd hat keine Taschen!
Mein Fahrrad
konnte ich ebenerdig in der abgeschlossenen Gepäckaufbewahrung unterbringen und
dass das Frühstück in so einem Hotel Ia war, muss wohl nicht betont werden. So
konnte man sich am Büffet die in Polen so beliebten Waffeln selbst frisch in
Waffeleisenautomaten backen.
Nach dem Frischmachen bummelte ich durch die sommerliche, nächtliche Altstadt.
Viele Gebäude waren angestrahlt.
Die Danziger Altstadt ist wirklich die Wucht! Sie war im Krieg wie das Meiste im
Osten vollständig zerstört worden.
Hel Hafen
Zur Abwechslung mal wieder von der Roten Armee. Die Polen begannen schon
ziemlich bald nach dem Krieg mit dem Wiederaufbau. Die Pläne hatte Ihnen eine
ehemaliger deutscher Stadtarchivar oder Baumeister zur Verfügung gestellt, der
die Pläne rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte. Da der Wiederaufbau schon
sehr lange her ist, die ehemaligen Neubauten also auch schon wieder Patina
angesetzt haben, wirkt das ganze überraschend "echt" bzw. bzw. "historisch".
Weshalb die Polen eine urdeutsche Stadt, die ja einer der Vorwände für den
zweiten Weltkrieg war, wiederaufgebaut haben, ist nicht so ganz klar. Vielleicht
deshalb, weil im jahrhundertlangen Streit zwischen Deutschen und Polen
letztere auch immer wieder Anspruch auf die Stadt erhoben und sie deshalb als
ihre Stadt wiederaufgebaut haben. Dass sie sich damit, insbesondere nach dem
Fall des Eisernen Vorhangs, einen so riesigen Touristenmagenten erschaffen
hatten, hätten sie damals wahrscheinlich auch nicht gedacht. Aber die Bayern
haben Ludwig II. wegen seiner Schlösserbauten ja auch einst abgesetzt und
vielleicht sogar im Starnberger See versenkt und heute ist Neuschwanstein das
touristische Aushängeschild Bayerns, wenn nicht ganz Deutschlands. So kann´s
gehen!
9.
Tag: Danzig - Westerplatte
12 km
Am nächsten Morgen hatte der angekündigte
Temperatursturz stattgefunden und es regnete auch immer mal wieder, wenn auch
glücklicherweise nicht durchgehend.
Da mich Geschichte immer interessiert, musste eine Fahrt zur Westerplatte
unbedingt sein, die ich rauswärts mit dem Fahrrad unternahm. Zurück ging es
dann per Schiff.
Das Danzig der Zwischenkriegszeit war unter Völkerbundmandat gestellt, also vom
Deutschen Reich abgetrennt worden, um dem neu gegründeten Polen einen Hafen an
der Ostssee zu verschaffen. In der täglichen Praxis haben die Danziger
die Polen aber wohl
ständig schikaniert, sodass Polen in unmittelbarer Nachbarschaft in Gdynia eine
kompletten, eigenen Seehafen aus dem Boden stampfte und auf Danzig eigentlich
nicht mehr angewiesen war. Die Sowjetunion führte gegen das wiedergegründete Polen
von 1919 - 1921 gleich mal den ersten Krieg. Als im Danziger Hafen dann
Nachschub für die polnische Front ausgeladen werden sollte, streikten auf Befehl
der Kommunisten die Werftarbeiter. Daraufhin beantragte Polen beim Völkerbund,
in Danzig ein exterritoriales Munitionsdepot einrichten zu können. Dies wurde
genehmigt und so entstand auf der Westerplatte an der Ostsee ein polnischer
Munitionsdepot samt Kaserne mit genauen Auflagen bzgl. Mannschaftsstärke und
Stärke der Kaserne bzw. Befestigungen. Wie üblich wurde dabei natürlich
getrickst. So weit so schlecht.
Hitler forderte Polen im Sommer 1939 dann ultimativ auf, der Rückgliederung
Danzigs ins Deutsche Reich zuzustimmen, eine exterritoriale Autobahn und
Eisenbahnstrecke durch den Korridor zu genehmigen und künftig seine Außenpolitik
mit Berlin abzustimmen, also mehr oder weniger in den Status eines
Satellitenstaats zu fallen. Dies lehnte Polen verständlicher-weise ab. Ob dies
klug war, darüber kann man lange spekulieren. Immerhin wusste Polen spätestens
seit der Besetzung und Zerschlagung der Rest-Tschechoslowakei durch das Deutsche
Reich, dass Frankreich und Großbritannien
Westerplatte Denkmal
im Zweifelsfall keinen Finger rühren würden und dies bekanntlich auch dem
deutschen Überfall auf Polen auch nicht getan haben, sieht man von den
Pro-Forma-Kriegs-erklärungen einmal ab. Der Rest ist bekannt. Am Morgen des 1.
September 1939 beschoss das deutsche Schlachtschiff Schleswig Holstein das
Munitionsdepot auf der Westerplatte und griff mit einer Landungstruppe das Depot
an, welches sich erstaunlich lange hielt.
All dies wird sehr anschaulich auf großen Schautafeln einige hundert Meter vor
dem eigentlichen Westerplattedenkmal geschildert, wobei im Gegensatz zu früher
die unrühmliche Rolle des großen Nachbarn im Osten nunmehr offen angesprochen
werden darf.
Das eigentliche Denkmal ist, wie bei Denkmälern meisten üblich, recht
monumental, Denkmal eben. Die Rückreise nach Danzig unternahm ich per Schiff.
Zum Einen macht Schiff fahren Spass und man sah so Danzig vom Wasser aus. Zum
Anderen regnete es während der Rückfahrt fast durchgehend und das wäre auf dem
Fahrrad nicht so schön gewesen. Anschließend bummelte ich dann einen ganzen Tag
lang durch wirklich sehenswerte Altstadt. Das Ganze wurde durch einen Besuch des
sehr gut gemachten, modernen Weltkrieg II-Museums abgerundet. Der ehemalige Direktor hatte
mit der derzeit an der Macht befindlichen Kaschinsky-Partei mächtig Ärger
bekommen, weil sein Museum den Weltkrieg angeblich nicht polnisch genug
dargestellt hatte. Worin sein Fehler bestand, erschloss ich mir beim Besuch des
Museums nicht so recht. Ganz am Ende wird mal erwähnt, das gegen
Kriegsende auch Deutsche vertrieben wurden, aber sonst? Das
Museum soll zwischenzeitlich allerdings schon von "Fake Facts" bereinigt worden
sein.
Fotografiert habe ich in der Stadt ohne Ende,
daher nur nachfolgend nur einige, wenige Bilder, es gibt ja Internet:
Danzig Altes Rathaus
Danzig Neptunbrunnen
Danzig Mottlauufer mit Krantor
10. Tag:
Danzig - Marienburg 58 km
Am nächsten
Tag lootste mich Komoot sehr schön aus der Stadt raus und eine ganze Weile
idyllisch am Ufer der Mottlau entlang. Es gab sogar mal wieder einige
Radwegstückchen. Besonders heftig war dann aber mitten in der Landschaft ein
Lochbetonplattenweg, dessen Sinn und Zweck sich nicht so recht
erschloss. Es war keine Straße für Autos und Traktoren benötigten ihn eigentlich
auch nicht. Radfahrer am allerwenigsten. Als ich nämlich gegen Mittag in
Tczew
(Dirschau) an der Weichsel ankam
und im dortigen Park am Weichselufer mein Mittagspicknick machte, stellte ich
fest, dass sich eine Schraube der Gepäckträgerbefestigung durch die Rüttelei auf
und davon gemacht hatte. Glücklicherweise habe ich für genau solche Fälle ein,
zwei Ersatzschrauben dabei. Also erst mal Fahrradreparatur und dann Picknick. Im
Park war offenbar ein kleines Stadtfest. Eine Kapelle spielte Schlager und
Volksmusik, zunächst auf Polnisch. Urplötzlich folgte dann ein Song auf Deutsch,
nett! War bestimmt für den deutschen Radtouristen :-) !
Dort führt übrigens eine beeindruckende Eisenbahnbrücke über den Fluss, die Im
Krieg sicher auch gesprengt worden war. Man hat beim Wiederaufbau aber dann die
schönen Türmchen entweder stehen gelassen oder auch wiederaufgebaut.
Nun ging es am Weichselufer entlang flussaufwärts und ich hoffte nur, dass es
den Übergang über die Weichsel, den mit Komoot anzeigte, auch tatsächlich gab.
Glück gehabt! Vor mir tauchte eine neue Fernstraßenbrücke auf, die auch einen
Rad- oder Fußgängerweg hatte und so wurde die an dieser Stelle recht breite
Weichsel überquert.
Weichselbrücke Dirschau
Dummerweise hatte die nun nach Malbork (Marienburg) führende
Nationalstraße keinen vernünftigen Standstreifen und der Verkehr war recht
heftig. So ca. zehn bis acht Kilometer vor Marienburg bog der gesamte Verkehr
aufgrund einer Sperrung der Straße nach rechts ab und auch auf der Gegenspur kam
überhaupt nichts mehr. Wie immer fühlte ich mich als Radfahrer nicht betroffen
und wurde von der ausleitenden Polizei auch nicht aufgehalten. Wenig später fuhr
ich an der Ursache der Sperrung vorbei.
Es hatte einen Unfall gegeben. Eines der
Fahrzeuge im Graben sah richtig übel aus. So
konnte ich dann im aller Seelenruhe allein auf der Nationalstraße bis Marienburg
radeln. Kurz nach dem Ortseingang stand eine Hinweistafel zum Hotel Stary
Malbork. Es war etwas einfacher, aber für € 50,00 (ÜF) i.O. Der Inhaber gab
mir noch einen Tip für ein Lokal zum Abendessen und dann ging´s los zur
Marienburg.
Es handelt sich um die größte Ziegelburg Europas und vermutlich auch sonst um
eine der größten Burgen. Ich habe als alter Burgenfan ja schon von Kindesbeinen
an viele Burgen besichtigt, aber diese ehemalige Klosterburg des Deutschen
Ritterordens toppte Allles. Auch diese Gemäuer hatte schwerste Kriegsschäden
erlitten und wurde von den Polen detailgetreu wiederaufgebaut.
Man fragt sich natürlich, warum Polen ausgerechnet den Hauptsitz des Deutschen
Ritterordens, also auch einer ehemaligen, deutschen Besatzungsmacht, wieder
aufgebaut hat? Vermutlich liegt die Antwort darin, dass die Burg nur
rund 150 Jahre lang eine Deutschordensburg war. Danach ging sie an Polen über
und war eine Zeitlang sogar Königssitz. Der Übergang an Polen erfolgte,
weil der Orden die Marienburg 1454 mit anderen Ordensschlössern seinen Söldnern
zur Sicherheit für ausstehende Sold-zahlungen verpfändet hatte. Tja und dann
gab´s keinen Sold. Sowas sollte man mit Söldnern halt nicht machen! Eine
Söldnerschar unter einem böhmischen Ritter brachte
1457 die Marienburg in ihre
Gewalt und verkaufte sie umgehend an den damaligen König von Polen.
Dumm gelaufen! Das war´s dann auch mit der Herrlichkeit des
Deutschen Ritterordens in Preußen und Polen!
Ich bin dann mit meinem deutschsprachigen Audioguide fast drei Stunden lang
durch die Burg gewandert. Das System ist hervorragend gemacht. Biegt man mal
irgendwo falsch ab, klärt einen der Guide auf und fragt, ob man nicht zurück auf
den Rundgang will. EDV vom Feinsten! Sehr sehenswert ist auch das
Bernsteinmuseum der Burg, in
dem wahre Kunstwerke, also nicht etwa nur einzelne
Bernsteine, zu sehen sind.
Auch hier habe Bilder ohne Ende geschossen, daher unten stehend nur wieder ein
kleine Auswahl:
Nach der Besichtigung suchte ich dann das von meinem Hotelier empfohlene
Restaurant auf. Das Lokal war von Marienburgern gut besucht, was ja immer ein
gutes Zeichen ist. Es war eine Kombination aus normalem Restaurant und Pizzeria
mit echtem Holzfeuerofen. Auch der Speisekarte fand ich dann polnische
Rinderoulade mit Rotkraut und einer Art flachgedrücktem Knödel. Schmeckte gut bürgerlich und hervorragend.
11. Tag:
Marienburg - Elbing + Kosno 53 km
Beim
Frühstück im Hotel saß am Nebentisch ein etwa gleichaltriger, deutscher
Fernradler (der zweite und vorletzte auf meiner ganzen Tour!), der auf dem Weg
nach Frombork (Frauenburg) war. Dort wollte
er sich mit Freunden treffen
und über Königsberg bis Klapeida (Memel) radeln. Wir kamen ins Gespräch
und beschlossen, bis Elbląg (Elbing) zusammen zu radeln. Vor Lauter
Ratschen wich ich dann aus Versehen von meiner Komootstrecke ab und wir fuhren
durchgehend auf der Nationalstraße, die an diesem Tag, ich glaube es war ein
Sonntag, nicht sehr befahren war. Wir radelten die meiste Zeit sogar
nebeneinander und die polnischen Autofahrer waren so nett und haben uns - bis
auf einen - nicht mal böse angehupt. Ich habe auf meiner eingangs verlinkten Komootstrecke aber die ursprüngliche Strecke, also weitgehend über Nebenstraßen,
belassen.
Im Elbing
angekommen ging´s erst mal runter zum Kanal, um im dortigen Büro der
Oberländischen Kanals ein Ticket zu kaufen. Dann gönnten wir uns ein
Mittagessen und radelten anschließend noch ein wenig durch die Innenstadt. Auch Elbing wurde
im Krieg weitgehend zerstört. Offenbar hat man dann erst zu Beginn der 2000er
Jahre begonnen, die Innenstadt zwar nicht im alten Stil, aber angelehnt an
diesen wieder aufzubauen, d.h. die Neubauten sind als solche zwar erkennbar. Man
baute diese aber mit Giebeln auf. Die Kirche wurde wie andernorts auch aber
wieder originalgetreu aufgebaut.
Der
Oberländische Kanal (Kanał Elbląski) wurde von von 1844 bis 1860 unter der
Leitung des königlich preußischen Baurats Georg Steenke erbaut. Man wollte
damals den Holztransport vom Binnenland bei Osterode (Ostroda) zur Ostsee
vereinfachen. Der Kanal war schon um 1900 eine Touristenattraktion, sodass an
den Wochenenden schon damals
Elbing
Innenstadt
Ausflugsschiffe auf dem Kanal verkehrten. Heute dient er nur noch touristischen
Zwecken. Das Besondere an dem Kanal
sind die fünf Rollberge, auf denen die Schiffe zur Bewältigung des
Höhenunterschieds von insgesamt 99 Metern auf Schienenwagen über Land transportiert
werden. Sie sind als Standseilbahnen ausgelegt, die von Wasserrädern angetrieben
werden.
Die Rollberge stehen als technische Denkmäler unter Denkmalschutz. Mein Fahrrad
wurde auf dem hinteren Teil des Decks abgelegt und los ging es. Zunächst einige
Kilometer durch das Naturreservat des Jeziero Druzno (Drausensees), der
in grauer Vorzeit mal ein Teil der Ostsee war, dann aber vom Meer abgeschnitten
wurde und zum Binnensee wurde.
Er ist sehr flach und man soll dort viele seltene Vogel- und Fischarten
sehen können. Nach der Durchquerung des Sees und einigen weiteren
Kanalkilometern kam dann die erste schiefe Ebene. Das Schiff schwimmt in einen
Rollwagen rein und wird vertäut. Dann wird der Rollwagen samt Schiff aus dem Wasser
auf die schiefe Ebene und dort nach
oben gezogen.(anklicken!) Auf halber Strecke begegnet einem der Gegenwagen, mit oder
ohne Schiff und oben rollt der Wagen wieder
ins Wasser. Das Schiff schwimmt
wieder auf, die Taue werden losgemacht und weiter geht es auf dem Kanal zur
nächsten schiefen Ebene. Auf jeder Ebene werden ca. 20 Höhenmeter überwunden. Das
Ganze wird mit Wasserkraft angetrieben,
d.h. über einen Ablauf wird das Oberwasser des oberen Kanals in einem
Maschinenhaus auf ein Wasserrad geleitet.
Das Wasserrad dreht sich und treibt die Antriebsmechanik an. Das Ganze macht
echt Spass und dauert fast fünf Stunden.
Nach Ebene Nr. 5 wird man dann ausgeladen und steht mitten im polnischen Wald.
Für die normalen Touristen gibt es
dann wohl einen Pendelbus zurück nach Elbing. Ich aber stand bei beginnender
Abenddämmerung da und musste mir
mal wieder eine Unterkunft für die Nacht suchen. Direkt an der Ausstiegsstelle
stand ein Werbeplakat für ein ca. 13 km
Kanal schiefe Ebene
entferntes Landhotel, das auch mehr oder weniger an der Strecke lag. Nur
ging bei meinen Anrufversuchen keiner ans
Telefon. Also Blick auf meine Komootkarte und ca. 13 zurück Richtung Elbing bis
nach Pasłęk,
einem kleineren Städtchen geradelt. Pustekuchen! Bei einem Anruf im
dortigen Hotel ging auch keiner ran! Inzwischen war es dunkel geworden und ich
erinnerte mich an ein Schild im Ort, auf dem "wolne Pokoje" stand, zwei
Telefonnummern und der Hinweis "Man spricht deutsch" aber keinerlei Adresse!
Diesmal ging jemand ans Telefon. Der freundliche Herr sagte mir, dass er ein
freies Zimmer habe und gab mir per SMS die Adresse in einem drei Kilometern
entfernten Minidorf namens Kosno. Das Haus fand ich. Alles dunkel. Keiner
da! Ich also wieder angerufen. Der Herr sagte mir daraufhin, er sei in der Tat
noch unterwegs auf dem Rückweg von Danzig. Ich solle mir die Tür mit der Nr. 2
suchen und diese öffnen. Der Schlüssel stecke innen. Auf meine Frage, wo man
etwas zu Essen bekommen könne, meinte er, dazu müsse ich nicht zurück nach Paslek radeln. Vielmehr befinde sich in unmittelbarer Nähe ein Fischrestaurant
und er beschrieb mir den Weg dorthin. Das klappte dann alles auch prima. Das
Zimmer Nr. 2 war offen und das Fischrestaurant war ausgezeichnet. Gekostet hat
mich das eher schlichte Zimmer aber doch mit Bad und WC (Ü) rund € 15,00, die
ich am nächsten Morgen vor der Abreise zahlte.
12. Tag:
Kosno - Osteroda 62 km
Die
Weiterfahrt nach Osteroda (Osterode) verlief unspektakulär. Viel Grün und
Landschaft. Zweimal querte ich den Oberländer Kanal. Bemerkenswert war mitten in
der Prairie auf einer absoluten Nebenstraße der Übergang von einer gepflegten
Asphaltschlaglochpiste auf eine offenbar erst in jüngster Zeit hergestellte,
neue Pflasterstrecke.
Der Sinn
dieses
Streckenabschnitts erschloss sich nicht so recht, war jedenfalls ziemlich
anstregend und glücklicherweise nach ca.
vier Kilometern wieder zu Ende. In
Małdyty (Maldeuten), sehr schön
zwischen zwei Seen gelegen, besorgte ich mir in einem kleinen Supermarkt etwas
zu Essen und machte auf einer Bank eine Mittagspause. Der schon mehrfach
erwähnte Oberländer Kanal durchquert auch in dieser Gegend einige Seen. Eine
Kanutour auf dem Kanal stelle ich mir echt schön vor. Wäre auch mal was!
Die Gegend, also das ehemalige Masuren ist überaus reich an Seen. Das restliche
Wegstück bis Osterode war ziemlich anstrengend, da fast die ganze Zeit ein
beständiger Gegenwind blies und die Strecke weit-gehend über eine offene Ebene
verlief. Am Schluss ging es dann aber nochmal durch einen Nadelwald (ohne
Sandweg!). Am frühen Abend erreichte ich Osteroda. Die Kleinstadt liegt sehr
schön an einem See, und
hat eine ansehnliche Strandpromenade und eine Wasserkianlage.
Osterroda
Im Hotel Dom Polonii gab es für € 45,00 (ÜF) ein schönes Zimmer. Es
gab allerdings kein warmes Wasser. Man entschuldigte dies mit Reparaturen am
Wassersystem und
bot mir an, mir einen Eimer warmes Wasser ins Zimmer zu
bringen. Einen Peisnachlass gab´s allerdings nicht. Ich lehnte dankend ab und
meinte, dass ich als ehemaliger Pfadfinder auch mal eine kalte Dusche aushalte.
Anschließend ging es mit dem Rad in die Stadt und runter an die schon erwähnte,
schöne Seepromende. Bei der Gelegenheit fand ich ein feines Lokal im
Blockhausstil, welches ich abends dann zum Essen aufsuchte. Die Stadt gehörte
zur Kategorie der eingangs erwähnten, weniger sehenswerten Städte. Die wenigen,
beim Anrücken der Roten Armee noch vorhandenen, deutschen Einwohner hatten die
Stadt zwar kampflos übergeben. Geholfen hatte es leider nichts.
Die Rote Armee hat die Stadt dann trotzdem angezündet.
13. Tag:
Osteroda - Mława
89 km
Nun begann
der Teil der Fahrt nach Warschau, auf dem ich keine bestimmte Sehenswürdigkeiten
oder Städte mehr
ansteuerte.
Die Tagesetappen waren vielmehr von der Frage bestimmt, wann
und wo sich jeweils eine Stadt mit einer Übernachtungsmöglichkeit auftun würde.
Das Landesinnere ist nämlich, wie schon erwähnt, relativ dünn besiedelt. Es war
nun erneut viel Landschaft geboten. In
Dąbrówno (Gilgenburg) gab es in einem einfachen Lokal ein Schnitzel mit
Pommes und ich konnte dort meinen Akku zwischenladen, der aus irgendwelchen,
unerfindlichen Gründen, die Landschaft war wohl doch recht hügelig, schon
halbleer war. Dank meiner schlauen Sprachapp konnte ich die Frage nach dem
Nachladen problemlos auf polnisch stellen. "Dziękuję" für "Danke" konnte ich
dann wieder selbst. Dabrowno liegt wieder sehr schön zwischen zwei Seen. Einige
Kilometer zuvor passierte ich die Abzweigung nach Grunwald (Grünfelde).
Der Ortsname sagt einem deshalb nix, weil in der deutschen Geschichtsschreibung
zweimal von der Schlacht bei Tannenberg, einem wenige Kilometer entfernten,
weiteren Dorf, die Rede ist. Die erste Schlacht fand in der dortigen Gegend am
15.07.1410 zwischen dem deutschen Ritterorden und der vereinigten Streitmacht
der Königreiche Litauen und Polen statt. Damals verloren die Deutschen und
deswegen steht dort ein Denkmal. Die zweite Schlacht fand zwischen dem Deutschen
Kaiserreich und dem Russischen Zarenreich vom 26.08. - 30.08.1914 statt. Diesmal
gewannen die Deutschen. Ich hatte aber trotz meines generell immer vorhandenen,
historischen Interesses keine Lust, nur wegen eines einsam in der Landschaft
stehenden Denkmals einen Umweg von ca. 20 km zu fahren. Am späten Nachmittag kam
ich dann in Mława (Mielau) an, einer mittelgroßen Stadt. Im Zentrum an
der dortigen Kirche fand ich eine Konditorei, in der ich eine Ia Baisertorte
genoss, bevor ich mich dann auf den Weg ins am Stadtrand gelegene Hotel Mlawa
begab.
Mlawa Dreifaltigkeitskirche
Das Hotel war etwas schlichter, die € 31,00 (ÜF) waren dafür aber günstig.
Nach dem Einchecken und Frischmachen
folgte noch eine kleine Stadtbesichtigung per Rad, bevor ich dann im
Hotelrestaurant zu Abend aß.
14. Tag: Mława
- Kikoły 91 km
Weiter ging
es durch viel Natur zunächst bis Nasielsk, einer kleineren Stadt, in der
ich mir zum Café zunächst mal eine Waffel mit viel Sahne und einem Kaffe gönnte.
Ein Blick in Booking.com ergab, dass im Ort selbst kein Hotel vorhanden war. Das
einzige Hotel in der Nähe hätte einige Kilometer seit- und rückwärts gelegen und
ich hasse Rückwärts-fahren bei Fahrradtouren. Also Blick nach vorn und so fand
sich ein Hotel einige Kilometer vor Warschau an einer Fernstraße. Dazu musste
ich allerdings die ursprüngliche Strecke auf Komoot etwas umplanen, denn statt
leicht nach Westen ging es stattdessen leicht nach Osten. Daraus wurde dann in
den Abendstunden einige Kilometer vor dem Tagesziel nochmal eine Sandtour. Man
fragt sich schon, woher so weit von der Ostsee entfernt noch der viele Sand
kommt, aber so war es halt. Da half stellenweise wieder mal nur Schieben. Ich
habe dieses Teilstück eingangs auf meiner Komootstrecke nicht
bereinigt! Kikoly ist ein so kleines Straßendorf neben einer
Schnellstraße, dass die Häuser ohne weitere Straßennamen einfach durchnummeriert
sind. Das Hotel Gosciniec nad Narvia incl. Restaurant war vom Feinsten.
Ein Neubau, Alles sehr edel und das Ganze für € 34,00 (ÜF)!
15. Tag:
Kikoły - Warschau 49 km
Am nächsten Tag wurde es ernst. Ich näherte mich dem Ziel meiner Reise. Zunächst
musste ich dafür einige wenige Kilometer Schnellstraße, sehr verkehrsreich, in
Kauf nehmen, da zunächst der Narew zu überqueren war, der bei Warschau in die
Weichsel mündet, aus Weißrußland kommt und immer hin rund 480 km lang ist, also
alles andere als ein Bach. Danach ging es einige Kilometer durch einen Wald,
indem eine neu gebaute Villensiedlung versteckt war. Im Großraum Warschau ist
offenbar Geld vorhanden.
An sämtlichen Grundstücken prangten allerdings die
Hinweise auf einen Sicherheitsdienst, von dem die Häuser überwacht wurden.
Am Stadtrand bzw. einem Vorort von Warschau wollte Komoot mich in dem Bemühen,
mich von Hauptverkehrsstraßen fernzuhalten, auf einen nicht befahrbaren
Trampelpfad an der Weichsel lotsen. Ich habe das dann aber nicht gemacht. Auch
meine veröffentlichte Strecke enthält die entsprechende Korrektur.
Vor Warschau begann dann endlich mal wieder ein Radweg, auf dem ich schließlich
unterhalb der Altstadt am Weichselufer auf einer Promenade landete und zunächst
eine Konditoreipause machte. Anschließend ging es rein ins Zentrum bis zum
stalinschen Kulturpalast, in dem sich sich tatsächlich auch eine
Touristeninformation befand.
Dort vermittelte man mir dann fast um die Ecke ein Hostel mit zwei Sternen. Woher die zwei Sterne kamen,
war nicht so richtig klar.
Das Oki Doki Hostel Warsawa war im dritten und vierten Stock eines
Altbaus. Ein sehr historischer Aufzug war vorhanden. Das Zweibettzimmer bekam ich für mich alleine. Drei Duschen und WCs
befanden sich ebenso wie ein Frühstückszimmer über den Gang. Aber es war sauber
und das ganze kostete gerade mal € 24,00 (Ü) pro Nacht. Die Zentrumslage war ideal für
Abstecher zu Fuß aber auch für meine Touren mit dem Rad durch die Stadt. Am späten
Nachmittag und Abend folgte dann die erste Besichtigungstour durch die Altstadt.
Auch Warschau war bzw. ist wie zuvor schon Danzig sehr sehenswert! Während in
Danzig die Rote Armee ganze Arbeit geleistet hatte, war es in Warschau mal
wieder die Wehrmacht. Schon zu Beginn des Krieges war Warschau durch
Luftangriffe schwer zerstört worden. Als die Rote Armee kurz vor Warschau,
genauer gesagt schon am anderen Weichselufer stand, probte die polnische
Heimatarmee in der Hoffnung auf baldige Entlastung durch die Rote Armee den
Aufstand. Im Aufstandsmuseum erklärte man das so, dass Polen bzw. deren
Exilregierung in London Warschau selbst befreien wollte, um gegenüber Stalin als
quasi souveräner Kernstaat auf Augenhöhe auftreten zu können. Stalin
hatte aber an einem eigenständigen polnischen Staat absolut kein Interesse, ließ
die Rote Armee am anderen Weichselufer anhalten und wartete in Ruhe ab, bis die
Deutschen den Aufstand niedergeschlagen hatten, dabei auch unter der Zivilbevölkerung nochmal ziemlich gehaust hatten und Restwarschau endgültig dem
Erdboden gleichgemacht hatten. Die ehemalige DDR-Hymmne "Auferstanden aus
Ruinen" hätte eigentlich Stadthymmne Warschaus werden müssen. Die Polen haben
die Warschauer Innenstadt incl. Schloss komplett wieder aufgebaut. Auch in
Warschau, wie schon in Danzig, fällt das oberflächlich kaum auf, da der
Wiederaufbau schon Jahrzehnte her ist. Während Danzig bezüglich seines
touristischen Charakters ein wenig an Rothenburg ob der Tauber erinnert, wirkt Warschau
insofern "echter", als es die normale Hauptstadt-funktion hat. Touristen hat es in Warschau aber auch nicht wenige, wenngleich deutlich weniger
Ausländer.
Zum Ende der Stadtbesichtigung landete ich am ersten Abend in einem Lokal in der
Altstadt, an dem an einem Tisch draußen sechs ältere Herren, also mein Alter
;-), offenbar spontan ihre Musikinstrumente herausgeholt hatten und nebenbei
Beatleshits spielten und sangen. Allein das hätte schon gereicht, um dort
einzukehren. Der absolute Gag waren aber die Tische. Jeweils ein Tisch mit zwei
Sitzbänken war auf Rollschienen so montiert, dass man mit der ganzen Konstruktion
gemütlich hin- und herrollen konnte.
Das Essen war mal wieder hervorragend. Als
Vorspeise habe ich eine polnische Sauerteigsuppe mit Wurststückchen und
Champignons gegessen. Von der Konsistenz her etwa wie Kartoffelsuppe, nur eben
Brotsuppe. Serviert wurde das Ganze auch noch einem ausgehöhlten Brot. Obwohl
ich von der Suppe schon satt war, hatte ich als "Hauptspeise" noch
gemischte Pieroggen, also mit allen möglichen Füllungen bestellt und auch
noch verdrückt.
Auch in Warschau wurde fotografiert ohne Ende, daher auch hier nur eine kurze
Auswahl:
Warschau Stadtschloss
Warschau Hotel Bristol
Warschau
Marktplatz
16. Tag:
Warschau - Stadtbesichtigung und Schloss Willanow 30 km
Am nächsten Tag besorgte ich mir am ebenfalls
um die Ecke gelegenen Hauptbahnhof erst mal die Fahrkarte nach Berlin. Das war
ein echtes Erlebnis! Die Schalterdamen hatten die Statur und den Charme
ehemaliger DDR-Grenzerinnen und deren Englischkenntnisse waren, wohlgemerkt
Hauptbahnhof der polnischen Hauptstadt, ziemlich mäßig. Es gelang mir trotzdem, eine
Fahrkarte für den IC nach Berlin um 6.55 Uhr in der Frühe des nächsten Tags zu
kaufen. Anschließend wurde die Stadtbesichtigung fortgesetzt.
Ich wollte
Schloss Wilanow besichtigen. Dazu musste ich in den gleichnamigen Vorort
rausradeln. Auf dem Weg passierte ich wieder mal den in der Nähe meines Hotels
gelegenen Kulturpalast und kam dann auf eine noch aus Stalinzeiten
stammende Ausfallstraße, die mit den aus dieser Zeit stammenden Bauten, Figuren
und Laternen bestückt war, wie wir sie hier von der Berliner Stalinallee,
nunmehr wieder Frankfurter Alle, kennen.
Also nachfolgend als Kontrastprogramm zu oben einige Bilder dieser Bauten. Die
"Stalinallee" heißt sicher anders, habe den Straßennamen aber nicht mehr
gefunden:
Warschau Kulturpalast
Warschau "Stalinallee"
Warschau "Stalinallee"
Generell habe
ich bei dieser größeren Stadtrundfahrt festgestellt, dass Warschau ein recht
ordentliches Radwegenetz hat. Der absolute Clou des Radwegs an der Ausfallstraße
nach Wilanow waren Stützkonstruktionen für Radfahrer vor jeder Ampel. Dort war
vor jeder Ampel eine Art kurzes Geländer mit einer waagerechten Stange in etwa
1.20 m Höhe sowie zum Abstützen für den Fuß eine weitere waagerechte Stange ca.
30 cm über dem Erdboden. Man musste also nie absteigen, sondern hielt bei Rot an
der Stütz-konstruktion und fuhr bei Grün wieder los.
Schloss Wilanow
ist ein schönes Barockschlösschen, welches
einst von 1677 bis 1679 von Augustyn Wincenty Locci im Auftrag des polnischen
Königs Jan III. Sobieski
erbaut
wurde. Letzterer war damals eine Berühmtheit, weil unter seiner Führung die
Türken vor Wien geschlagen bzw. zurück-geworfen wurden. Mit den heute üblichen
Audioguide konnte ich das schöne Schlösschen besichtigen, leider öfters gestört
von ein, zwei größeren Besuchergruppen mit regulärem Führer.
Danach gab´s einen Mittgssnack bei McDonalds und dann ging es zurück in die
Stadt. Dort fuhr ich ein wenig kreuz und quer und sah mir noch das schwer
gesicherte und nicht zugängliche polnische Parlamentsgebäude und sonst noch das
eine oder andere in der Stadt an. Am späten Nachmittag besuchte ich noch das
Museum des Warschauer Aufstands.
Das Museum ist sehr gut und anschaulich gemacht. Auch wenn die Polen das
verständlicherweise anders sehen, aber eigentlich war der Aufstand von Anfang an
sinnlos. Zum Abendessen ging ich nochmal in das nette Lokal mit den Roll-tischen.
Es gab eine hervorragende, gegrillte Makrele mit gegrilltem Gemüse. Danach
ging´s runter zum Stadtpark am Weichselufer. Die dortigen
Wasserspiele (anklicken!) werden abends bunt angeleuchtet und sehen echt schön aus.
Nachts folgte dann ein Absacker in einem Lokal um die Ecke meines Hostels. Es
war Freitagabend und in der Bar brummte der Bär. Sehr viele Jugendliche bzw.
jugendliche Erwachsene, die ich an der Ostsee vermisst hatte.
Es gibt in Polen mit Sicherheit ein großes soziales Gefälle. In Warschau ist
davon oberflächlich aber nichts zu sehen.
Schloss Wilanow
17. Tag: Zugreise
Warschau - Berlin und Stadtrundfahrt Berlin 20 km
Am nächsten Morgen ging´s ab zum Hauptbahnhof. Den Bahnsteig
und den Lift hatte ich schon am Vortag erkundet und so gelangte ich
stressfrei in meinen Zug.
Gegen Mittag kam ich am Hauptbahnhof in Berlin an. Dort besorgte ich mir
zunächst die Fahrkarte für Weiterfahrt am nächsten Tag.
Da die Strecke durch Oberfranken führte und ich noch etwas Urlaub übrig hatte,
löste ich die Fahrkarte nur bis Kronach. Auch diesmal hieß es am nächsten Morgen
früh aufstehen, da der Zug zwar etwas später, aber auch schon um 8:00 Uhr
losfuhr. Hinzu kam, dass es keine direkte Verbindung gab, jedenfalls nicht mit
Fahrradstellplatz. Stattdessen führte die Verbindung mit mehrmaligem Umsteigen
über Magdeburg und Halle zurück nach Thüringen bzw. Jena und dann weiter bis
Kronach. In der Touristeninformation wollte ich mir ein Zimmer vermitteln
lassen, dies ging aber nur noch eingeschränkt und man sagte mir, dass im im
Zentrum im Prinzip alles ausgebucht sei wegen einer Messe, der IFA. Ich also mit
dem Fahrrad auf´s geradewohl ins Zentrum und einige Hotels abgeklappert, aber
tatsächlich alles ausgebucht. Da ich wegen des frühen Abfahrttermins nicht an
den Stadtrand wollte, kehrte ich zum IBIS am Hauptbahnhof zurück.
Das Hotel hatte per Außenreklame Zimmer für € 146,00 (Ü) angeboten und auch ein
Zimmer frei. Nun ja, was sollte es. Das hat den Schnitt meiner
Übernachtungspreise dann wieder etwas nach oben gedrückt.
Nach dem Frischmachen beschloss ich, zur Abwechslung mal nicht durchs Zentrum im
Osten zu bummeln, zumal ich dies in Verbindung mit einer Geschäftsreise erst im
Januar getan hatte. Nein, ich wollte mal sehen, wie es im ehemaligen Westberlin
heute so aussieht. Also ab zur Gedächtniskirche und zum Kuhdamm! Am
Breitscheidplatz war irgendein Fest und ich gönnte mir erst mal eine Berliner
Weiße mit Currywurst und Pommes Frittes. Nebenbei gab es einen netten Schwatz
mit einem Ehepaar aus Neusee-land, die einen Kurztrip nach Dresden und Berlin
machten. Den staunenden Touristen habe ich dann erzählt, dass Berlin mal eine
Mauer hatte!
Nun: Den
Kuhdamm und die Gedächtniskirche gibt´s noch und bei dieser Gelegenheit fiel mir
mal wieder auf, wie schmuddelig große Teile der Innenstadt doch sind.
Kein Vergleich mit dem blitzblanken Warschau! Nun ja, als kleiner Zwischenstop
war der Nachmittag trotzdem nett.
18. Tag:
Zugreise Berlin - Kronach und Radreise bis Bad Staffelstein 38 km
Am nächsten Morgen fuhr ich dann mit dem Zug
zunächst bis Kronach. Der vom Wetterbericht angedrohte Wetterwechsel war
eingetreten und zwar nur in Süddeutschland,.
In Kronach, wo ich mittags ankam, war alles grau, aber immerhin
trocken. In der Stadt war ein kleines Stadtfest
und ich
erkundigte mich nach einem guten, fränkischen
Lokal. Man verwies mich an das S' Antla (also das Entchen). Es handelte sich um
ein ausge-zeichnetes Brauereilokal, die ihr eigenes Bier brauen. Dazu gab es
pasend Ente mit zwei Sorten Klößen und Rotkraut. Lecker!
Leben und
Essen wie Gott in Franken eben!
Danach ging es die Rodach entlang und weiter am Main zunächst bis Lichtenfels,
meiner alten Heimatstadt. Die schöne Innenstadt ist leider immer noch so tot wie
schon seit einigen Jahren. Daran wird sich vermutlich auch nichts mehr ändern.
Wenn die Geschäfte erst mal weg sind, sind sie weg. Am Abend landete ich dann in
Bad Staffelstein. Da die Urlaubssaison schon am Ende war, gab es diesmal
im Grünen Baum auch ein Zimmer für € 40,00 (ÜF). Danach ging es ab in die
Obermaintherme, ein schönes Solethermalbad zum Entspannen und Plantschen.
Inzwischen verkaufen sie dort im Badebereich Getränke und die Badegäste stehen
dann mit den Drinks im Wasser und unterhalten sich. So etwa muss es früher in
den Thermen der Römer gewesen sein.
Abends gab es dann noch Leberknödelsuppe und leckere Bamberger Bratwürste mit
Kraut und so klang auch dieser Tag in der gemütlichen Wirtsstube mit ein, zwei
Viertelen Volkacher Weins schön aus.
19. Tag:
Zugfahrt Bad Staffelstein - Göppingen
Eigentlich wollte ich am nächsten Tag gemütlich
ins wunderschöne Bamberg radeln und dort nochmal übernachten. Ich war zwar schon
öfters dort, aber die Altstadt Bambergs ist nicht zu Unrecht Weltkulturerbe und
immer wieder eine Reise wert. Am Morgen regnete es jedoch und bei Regen macht
Radeln einfach keine rechte Freude. Also bestieg ich in Bad Staffelstein den Zug
und fuhr nach Hause.
Bad Staffelstein Stadttor
So,
das war mein Bericht meiner großen Sommertour 2018.
Nächstes Jahr soll es mal wieder nach Frankreich gehen. Nun ja, schaun mer
mal...
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